Festtage!

Nach einer relativ unruhigen Nacht drei Meter von der Leitplanke entfernt, fuhren wir am 21.12. weiter den Highway weiter gen Süden und machten spontan in Yamba halt. Letzteres ist ein idyllischer kleiner Ort am Meer welcher uns länger bleiben ließ, als nur zum Essen. Speziell ein kleiner Leuchtturm und beeindruckende Felsformationen waren ein echter Blickfang und erinnerten an eine etwas tropischere Version des deutschen Durchschnittsstrandes. Wir genossen die Aussicht und kletterten auf den Felsen herum, machten uns aber relativ zügig wieder auf den Weg um noch ein wenig Strecke zu schaffen, da wir Silvester unbedingt in Sydney verbringen wollten. Unser Nachtlager schlugen wir ein Stück hinter der größten Stadt des Umfelds, Grafton, auf, wo wir das Campingarsenal noch etwas aufstocken wollten. Routinemäßig schlugen wir unsere Zelte auf, aßen Nudeln und entgingen den Angriffen der lokalen Mückenpopulation, indem wir unser Homekino im Auto aufbauten.

WIr nennen uns die „Top Vier“

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Am Sonntag, dem 22.12, ging es auf besagte Einkaufstour, bei der wir als Schnäppchenjäger voll und ganz in unserem Element waren. So verließen wir den Laden mit nagelneuen, günstigen Kopflampen, welche das „Handy-im-Mund-halten“ endlich ersetzen sollten. Nach kurzer „Planung“ fuhren wir kurzerhand nach Emerald Beach, ganz einfach, weil uns der Name gefiel und es direkt auf unserer Route lag. Fortuna schien weiterhin auf unserer Seite, denn nebst traumhaften Stränden mit hohen Wellen hatte das kleine Dorf ein Charity-Festival organisiert, bei dem Spenden für die Behandlung eines schwer erkrankten Kindes aus dem Ort gesammelt wurden. Nachdem wir uns kurz im Meer erfrischt hatten, genossen wir die Klänge der auftretenden Bands deren Repertoir von AC/DC, über Countrysongs, bis hin zu selbstgeschriebenen Jazzstücken reichte. Zum Ende des Events beschlossen wir den vorher entdeckten Pfad entlang der Küste zu nehmen. Dieser bestach durch steile Klippen entlang des Weges, wilde Kängurus und eine gnadenlose Aussicht auf den angrenzenden Strand. Nach diesem 1,5 stündigem Walk verließen wir das charmante Örtchen und fuhren auf eine etwas weiter im Landesinneren gelegenen Rest Area.

Ein kurzer Zwischenstopp auf dem Walk

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Das Festival

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Die nächste Woche begann mit einem kurzen Zwischenstopp in Bellingen, wo uns der örtliche Fluss zu einer Morgendusche einlud. Danach stand der verhältnismäßig kleine Hat Head National Park auf dem Programm. Dort angekommen machten wir uns auf den unseres Glaubens nach kurzen, einfachen Weg rund um den „Hutkopf“. Einige hundert Meter führte uns der Weg zunächst durch einen eher unspektakulären Wald, ehe wir zu den steinigen Klippen kamen. Dort erwartete uns ein vertrautes Warnschild: Von diesem Punkt aus wird der Weg nur noch erfahrenen Bushwalkern empfohlen. Mit unsersem High-Tech Equipment, bestehend aus Flipflops, Badehose und ’ner guten Portion Männlichkeit setzten wir unseren Weg fort. Auch der Zerfall unserer „Wanderschuhe“ konnte uns nicht aufhalten. Der schmale Pfad führte uns durch grüne Landschaften und dichte Wälder am Fuße des Berges entlang bis zu unserem Carpark zurück. Von dort aus ging es nach Port Macquarie, wo wir Heiligabend verbringen wollten.

Die Aussicht vom Hat Head

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Am Morgen des 24. erwachten wir in halbwegs weihnachtlicher Stimmung und bereiteten unser „besonderes“ Frühstück vor. Mit Kaffee und Rührei ließ es sich gut in den Tag starten. Die Vorbereitung auf unser abendliches Festmahl lief tagsüber auf Hochtouren. Mithilfe der zuvor erstellten Einkaufsliste durchsuchten wir diverse Supermärkte und Einkaufscenter. An diesem besonderen Tage gönnten wir uns sogar den Luxus eines Campingplatzes, der nur 200 Meter vom Strand entfernt lag, Am Ende des Tages erwartete uns das Highlight unseres bisherigen Speiseplanes: Selbstgemachte Burger und Softdrinks. Vor gewohnt australischer Strandkulisse genossen wir, stylisch mit Weihnachtsmützen, unser Essen im Kreise der „Familie“.

La Familia

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Ho Ho Ho!

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Der erste Weihnachtstag wurde größtenteils wieder an besagtem Strand verbracht. Anlässlich des Feiertags telefonierten wir morgens per Skype mit unseren Familien und relaxten anschließend eine längere Zeit. Nachmittags fuhren wir weiter und machten nach ein paar Stunden Fahrt kurz vor Newcastle halt. Generell passierte am nächsten Tag recht wenig. Wir tätigten ein paar Einkäufe, schrieben eifrig in Stadtparks an unserem Blog und sahen Abends einen Film an oder erzählten uns Geschichten aus der Heimat.

Der 27. wurde wieder einer der turbulenteren Tage. In Anna Bay, ein Ort der zur Bucht von Port Stephens gehört und nicht weit entfernt von Newcastle liegt, wurde zunächst das neu erworbene Bodyboard getestet und als seetauglich befunden. Auf dem Rückweg folgte dann das Dilemma: Ronny hatte seine Flipflops auf dem Trittbrett liegen lassen und einer von ihnen fiel während der Fahrt irgendwo auf die Straße. Also fuhren wir die bereits zurückgelegte Strecke von ca. 5 Kilometern zurück zum Parkplatz und hielten Ausschau nach seinem Badelatschen. Am Straßenrand fanden wir jedoch zunächst nur eine Badehose. Ziemlich überrascht stellten wir beim genaueren Hinsehen fest, dass es sich dabei um Andre’s Badehose handelte, die er anscheinend auf dem Dach hatte liegen lassen. Glücklicherweise fanden wir auch den Flipflop einige Meter weiter im Straßengraben und konnten somit endlich zurück zu unserer Rest Area fahren. Somit war das Fazit des Tages: Eine Sache gesucht und zwei gefunden, was will man mehr?

Am Mittag des nächsten Tages erreichten wir endlich unser langersehntes Ziel: Sydney. Per Facebook hörten wir von einem Stadtpark, welcher mit warmen Duschen und zentraler Lage sehr empfehlenswert sei. Nachdem wir Andre’s Weichnachtspaket abgeholt hatten, machten wir uns auf den Weg dorthin. Der Park war offensichtlich kein Geheimtipp mehr, so standen überall Autos und Vans deutscher Backpacker herum. Mit einigen unserer „Nachbarn“ tauschten wir Nachmittags unsere gewonnenen Reiseerfahrungen aus. Eigentlich hatten wir vorgehabt am Abend feiern zu gehen, doch Julius zog sich leider eine Schnittwunde am Fuß zu. Also zogen wir stattdessen mit zwei anderen Backpackern um die Häuser. Aufgrund seiner Verletzung beschafften wir Julius einen Traveller-Rollstuhl (Von Outsidern auch Einkaufswagen genannt),der am Straßenrand stand und schoben ihn damit durch die Gegend. Aufgrund des morgendlichen Regens schliefen wir erneut eine Nacht gemeinsam in unserem Geemobil.

Am Sonntagmorgen (29.12.) erwachten wir sehr verschlafen um 8 Uhr, da die Sonne uns wieder einmal nicht ausschlafen ließ. Nach einem ausgewogenen Toast-Frühstück fuhren wir in die Innenstadt von Sydney, um uns für die nächsten Tage bis Silvester mit Lebensmitteln einzudecken. Auf der späteren Suche nach Trinkwasservorräten verpassten wir eine Einfahrt in der Metropole und änderten unsere Route, sodass wir den nächsten Park anfuhren. Dieser entpuppte sich für uns als wahrer Glücksgriff. Nicht nur, dass es hier Trinkwasser und realtiv saubere Toiletten gab, sondern auch noch einen Parkplatz, der zeitlich unbegrenzt nutzbar war. In Sydney ist sowas selten zu finden und gerade durch Backpacker meistens komplett belegt.

Nach einer endlich wieder entspannten Nacht in unseren Zelten, beschlossen wir das Visitor Centre zu besuchen, um den besten Spot zum Beobachten des Feuerwerks ausfindig zu machen. Leider lag dieses Informationszentrum im Herzen von Sydney. Dies bedeutete für uns, dass wir uns zum ersten Mal durch den Stadtverkehr kämpfen mussten. Bei bis zu 5-spurigen Fahrbahnen und unzähligen Fußgängern wurde dies zu einem nervenaufreibenden Erlebnis für Fahrer und Navigator. Als wir laut Navi endlich angekommen waren, mussten wir feststellen, dass wir uns am Eingang einer Fußgängerzone befanden. Ebenso war die Straße zu eng um zu wenden und dazu das Parken dort verboten. Da uns nichts anderes übrig blieb, teilten wir uns auf, sodass Simon am Auto blieb um es im Notfall umzuparken und die anderen sich zum Centre aufmachten. Anscheinend waren wir nicht die einzigen, die am Stadtverkehr verzweifelten. So traf man am „Parkplatz“ noch eine Gruppe deutscher Backpacker, die das selbe Ziel hatten. Das Visitor Centre wies uns ausschließlich auf die Internetseite der bevorstehenden Veranstaltung hin, welche uns vorher bereits bekannt war und um die 60 Spots rund um die Harbour Bridge und das Opera House bot. Wir entschlossen uns am nächsten Tag einige Schauplätze anzufahren, um zu sehen, von welchem man die besten Aussicht haben kann.

Schon war das Ende des Jahres gekommen. Wir hatten weder einen Aussichtspunkt, keinen Parkplatz, noch eine Idee, wo wir am Abend schlafen wollten. Wie es aber die letzten Wochen üblich war, lösten sich die Probleme quasi von selbst. Knapp 100m von unserem ersten Ziel entfernt befand sich ein einziger freier Parkplatz. Der Aussichtspunkt war so nah an der Brücke, wie nur eben möglich und bot uns perfekte Sicht auf das Opera House und die Harbour Bridge, von denen am Abend ein Großteil des Feuerwerks abgeschossen werden sollte. Kurzerhand holten wir „schon“ um halb 12 unsere Sachen und bauten die Campingstühle 5m vom Wasser entfernt auf. Als André und Julius noch schnell Verpflegung für den Tag holten, bemerkten wir, wie viel Glück wir mal wieder hatten. Der Park hatte sich rasant gefüllt und der Bereich, in dem wir unser Lager aufgeschlagen hatten, war mittlerweile abgesperrt. Nun wurde nur noch jemand reingelassen, wenn ein anderer heraus ging. Zum Glück standen sie aber an vorderer Stelle, dennoch war eine Wartezeit von 30 Minuten unumgänglich. Die ca 300 Personen in der Schlange hinter ihnen hat man teilweise erst am Abend wiedergesehen. Langsam vergingen die Stunden, in denen wir bei 30°C ordentlich ins Schwitzen kamen. Um 21 Uhr ging die erste Show endlich los. Aufgrund des 40-jährigen Bestehens des Opernhauses fuhren den ganzen Abend Schiffe mit extra Beleuchtung durch den Hafen, welche dann einer Jet Ski Formation wichen, die das Familienfeuerwerk eröffneten. Schon dieses erschien uns als ziemlich eindrucksvoll und war beeindruckender als alle Feuerwerke die wir bisher gesehen haben. Noch etwa zweieinhalb Stunden trennten uns vom neuen Jahr. Diese Zeit amüsierten wir uns über die Dialoge der angetrunkenen Deutschen ein paar Reihen vor uns. Dann war es endlich soweit. Auf den Leinwänden der Harbour Bridge erschien der Countdown zum neuen Jahr und ca. eine Millionen Menschen zählten laut herunter. Eine viertelstündige Feuerwerksshow führte uns ins neue Jahr und gigantische Lichtspektakel ließen uns ständig Erstaunen. Die Feuerwerke wurden an ein paar Orten des Hafens abgefeuert, die meisten davon über der Harbour Bridge. Von unserem Aussichtspunkt, direkt am Wasser, konnten wir alles sehen. Ein Highlight war ein Funkenwasserfall, der von der Bridge herunterprasste. Alles in allem war es für uns die größte und gigantischste Feuerwerksshow unseres Lebens und ein tolles Erlebnis dies gesehen zu haben.

Unser Beobachtungspunkt

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Ein kleiner Moment des Feuerwerks

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Menschenmassen nach dem Feuerwerk

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Fun Facts II

Wir bekommen scharfe Nudeln geschenkt und nachdem Julius und Simon diese probiert hatten, wollte André auch einmal testen. Er nimmt sich wie die anderen eine kleine Gabel und fragt in die Runde: „Ist das genug?“ Laut wird bestätigt, dass dies ja viel zu wenig sei. Er nimmt sich eine große Gabel und als die Augen sich mit Tränen füllten fragte Ronny ganz kalt: „Alter André, du weißt schon mit wem du unterwegs bist oder?“ – lautes Gelächter folgte.

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